200-Jähriges Jubilaäum der geburt des Kartographen Blasius Kozenn

Kategorien: Blasius Kozenn , Hotunje , ponikva

Am 24. Januar 2021 jährte sich zum 200. Mal die Geburt des hochgeschätzten mitteleuropäischen Kartographen und Geografen Blasius Kozenn. Geboren wurde er in einer bescheidenen Bauernfamilie in Hotunje bei Ponikva, in der heutigen Gemeinde Šentjur. Er kam in einem Jahr zur Welt, in dem der bekannte Laibacher Kongress stattfand und der Mensch den letzten noch unerforschten Kontinent der Erde, Antarktika, zum ersten Mal betrat. Dadurch bekamen die Weltlandkarten ihre auch noch heute gültigen Umrisse. In seinem ein halbes Jahrhundert dauernden Leben – er starb am 29. Mai 1871 in Wien – legte er einen abwechslungsreichen und interessanten Weg zurück; von einem talentierten Bauernjungen, Priester, Gymnasialprofessoren hin zu einem am Ende hochgeschätzten Lehrer der Habsburger Monarchie.

Kozenn wurde zunächst Priester, genau wie sein Vorbild Slomšek. In den ersten Jahren war er als Kaplan in mehreren Orten der Untersteiermark tätig. Durch die Märzrevolution 1848/49 kam es zu einer vollständigen Erneuerung der Gymnasien, zahlreiche neue Schulfächer – auch Geografie – wurden eingeführt. Kozenn ergriff die Gelegenheit und erhielt an seinem ehemaligen Gymnasium in Celje eine Anstellung als Ersatzlehrer. Dort unterrichtete er auch Mihael Vošnjak. Sein unbändiger Wissensdrang führte Kozenn anschließend nach Wien, zu seinen Kollegen zählte hier u. a. der 'Vater der Genetik', Gregor Mendel. Mit dem Abschluss eines Gymnasialprofessors in der Tasche sammelte Kozenn erste Berufserfahrungen in Ljubljana. Dort begeisterte ihn Dragotin Dežman für die Zusammenarbeit mit dem Museumsverein und für die damals noch 'junge' Geografie, die gerade begann, sich einen Weg an die Universität Wien zu bahnen.

Seine Schüler (Fran Erjavec u. a.) und seine Kollegen beschrieben Kozenn als einen Mann, den man immer mit einem geografischen Buch in der Hand sehen konnte. Von Kozenn ist überliefert, dass er Geografie unter den damaligen Schulfächern 'am erbärmlichsten' fand, was die passenden Lernhilfsmittel betraf. Wegen gesundheitlicher Probleme – er litt an einer Atemwegserkrankung – wechselte er bald zum Gymnasium in Görz. Hier unterrichtete er auch Simon Gregorčič, den bekannten slowenischen Dichter. Kozenn beschäftigte sich in Görz zunächst mit dem Klima und gab auf der Grundlage seiner eigenen Messungen ein erstes wissenschaftliches Werk Das Klima von Görz (1857) heraus, nur ein Jahr später folgte sein erstes geografisches Lehrbuch Die Grundzüge der Geographie. Die Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen führten Kozenn nun zu einer neuen Arbeitsstelle nach Olmütz in Mähren.

In Olmütz lernte er Eduard Hölzel kennen. Gemeinsam führten Kozenn und Hölzel ihren Verlag innerhalb weniger Jahre zur Marktführerschaft im Bereich der Kartografie und Schulgeografie der damaligen Monarchie. Den erfolgreichen Geografie-Lehrbüchern, Handatlanten und Schulwandkarten folgte 1861 die Herausgabe eines ersten Schulatlas, der aktuell die längste Tradition aller Schulatlanten auf der Welt besitzt.

Noch immer wird er in Österreich, Südtirol (Italien), Israel und Bulgarien herausgegeben. Bis heute zeichnet ihn das Prädikat eines qualitätsvollen, modernen und anschaulichen Lehrmittels aus. Die Internationale Kartografische Vereinigung erklärte ihn vor kurzer Zeit zum besten Lehrmittel der Welt. Inzwischen wurde der Atlas bereits in fast 300 Ausgaben und Nachdrucken in sechs Sprachen sowie in weiteren, lizenzierten Ausgaben in 8 Ländern auf drei Kontinenten herausgegeben.

Zu den wichtigsten inhaltlichen Neuigkeiten im ersten Atlas von Kozenn gehörten die breiten Darstellungen der geografischen Regionen, wie z. B. die zweiseitige Landkarte des Mittelmeerraums und der Alpen. Auf der letzten Landkarte zeigte er klar seinen nationalen Stolz; er fügte der Landkarte eine zweisprachige Tabelle der slowenisch-deutschen Ortsnamen hinzu. Kozenn legte besonderes Augenmerk auf die Vergleichbarkeit der Größenverhältnisse, eine exakte Niederschrift der Ortsnamen und die Nennung der wichtigsten historischen Orte. Geografie wurde nämlich in der damaligen Zeit zusammen mit Geschichte unterrichtet. Kozenns grundlegende didaktische Prinzipien für den Unterricht auf der Grundlage von Beobachtung, Forschung, Experimenten, Hervorhebung der Anschaulichkeit, des Verständnisses der Landkarten, der graduellen Umsetzung des Lehrstoffs und des Prinzips 'vom Naheliegenden zum Weitliegenden' bilden bis heute die Leitlinien seiner Nachfolger.

Kozenns Werk ist nicht nur in der Geschichte des slowenischen Schulwesens und Geografie hochgeschätzt. Kozenn spielte auch eine außerordentlich wichtige Rolle in der späteren österreichischen, tschechischen und ungarischen Kartografie. Dort stellte sein Werk die ersten erfolgreichen 'heimischen' Lehrmittel dar, die der Heimat und dem Unterricht in der Schule angepasst waren und mit ihrer Nützlichkeit und Zugänglichkeit ein Vorbild setzten, so dass sogar ältere deutsche Atlanten diesem Werk folgten. Kozenns Verdienste für die Entwicklung des Schulwesens wurden bereits 1863 erkannt, als Kozenn zum Schulrat 'von Miklosich' ernannt wurde. Als Schulrat schlug er den Geografieunterricht als eines der selbstständigen Schulfächer vor. Die arbeitsintensiven, aber auch fruchtbaren Jahre in Olmütz beeinflussten leider auch seine schwache Gesundheit. Deswegen ging er schon 1870 in Rente. Zusammen mit dem Hölzel Verlag zog er nach Wien um, wo er 1871 bei der Arbeit mit einer kartografischen Skizze in seiner Hand verstarb.

In seinem Heimatsort steht an der Stelle des ehemaligen Geburtshauses ein teilweise rekonstruiertes Gedenkzimmer. Wegen des drohenden Einsturzes wurde das Haus 1967 abgerissen. Besondere Verdienste um das Gedenkzimmer erwarben sich seine tüchtigen Verwandten Debelak, die noch immer auf dem ehemaligen Kozenn-Gehöft wirtschaften.

Mit Unterstützung des Touristischen Vereins Ponikva wurde im Gedenkzimmer vor mehr als einem Jahrzehnt eine Gedenkausstellung eröffnet, daneben steht schon seit 1972 ein Denkmal, das von dem Akademiker Dr. Svetozar Ilešič enthüllt wurde.

Seine Landsleute bewahren das Vermächtnis von Kozenn bereits seit 1898, damals wurde an der ehemaligen Schule von Ponikva eine Gedenktafel enthüllt. Zusammen mit der Gedenktafel von Slomšek befindet sie sich im modernem Gedenkpavillon im Zentrum von Ponikva. Anlässlich des 100. Geburtstages wurde die Gedenktafel auch an seinem Geburtshaus aufgestellt. Heute befindet sie sich an der modernen, neuen Blasius-Kozenn-Grundschule Ponikva. In Zusammenarbeit mit dem Touristischen Verein Ponikva und dem Slowenischen Geografie-Lehrerverband organisiert die Blasius-Kozenn-Grundschule Ponikva schon seit einem Jahrzehnt den traditionellen Kozenns Samstag. Diese Veranstaltung findet im März statt und umfasst auch eine Wanderung auf einem Lehrpfad, die zusätzlich mit fachlichen geografischen Vorlesungen bereichert wird.

Dieser Gigant der europäischen Kartografie wird von den angesehensten slowenischen Geografen des 20. Jahrhunderts hochgeschätzt, besonders aber von unseren nördlichen Nachbarn. Das Letztgenannte wurde anlässlich des 150. Jubiläums der Ausgabe seines ersten Atlas deutlich, als im großen Raum der österreichischen Akademie eine große Gedenkfeier vor mehr als 200 Teilnehmern organisiert wurde. Der Leiter des Hölzel-Verlags, der Vorsitzende des österreichischen Landtages, der österreichische Minister für Schulwesen und Dr. Jurij Kunaver hielten im Namen des slowenischen Geografen ihre Reden.

Die Erinnerung an Blasius Kozenn blieb in den zurückliegenden 50 Jahren vor allem dank der außerordentlich tüchtigen Geografielehrerin Slava Kovačič aus Ponikva und dem Didaktikprofessoren an der Abteilung für Geografie der Philosophischen Fakultät Ljubljana, Dr. Jurij Kunaver, erhalten.

Der Slowenische Geografie-Lehrerverband verleiht seit 2001 die Kozenn-Auszeichnung für verdiente Lehrkräfte im Fach Geografie. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden mehrere Monografien, fachliche und wissenschaftliche Arbeiten über Kozenns Werk verfasst. Slovenska matica (das zweitälteste slowenische Verlagshaus) organisierte ein zweitägiges internationales Symposium und das Slowenische Schulmuseum bereitete eine thematische Ausstellung über Blasius Kozenn vor.

Für September 2021 plante die Gemeinde Šentjur in Zusammenarbeit mit der Grundschule Blasius Kozenn Ponikva, dem Touristischen Verein Ponikva, dem Slowenischen Geografenverband, dem Slowenischen Geografie-Lehrerverband und den drei größten slowenischen Universitäten ein zweitägiges internationales Symposium und Kozenns Samstag, was aber wegen der epidemiologischen Verhältnisse auf September verschoben wurde. Hierbei werden die führenden mitteleuropäischen Fachleute im Bereich der Didaktik, Geografie und Kartografie die Bedeutung der Anschaulichkeit im Geografieunterricht früher, heute und morgen darstellen, im Geiste der grundlegenden didaktischen Prinzipien, die schon Blasius Kozenn entworfen hatte.

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